
Fischeitest
DIN EN ISO 15088
Prinzip
Bestimmung der akuten toxischen Wirkung von Abwasser auf die Fischeientwicklung des Zebrabärblings (Danio rerio). Dieser Test ersetzt aus Tierschutzgründen den akuten Fischtest im Abwasserbereich und wird als "suborganismischer" Test eingestuft wurde, da innerhalb der Versuchszeit das Zentralnervensystem des Fischembryos noch nicht entwickelt ist.
Kurzbeschreibung
Frisch befruchtete Zebrafisch-Eier werden für 48 h in einer Verdünnungsreihe der zu testenden Abwasserprobe inkubiert. Nach einer Expositionszeit von 24 und 48 h wird die Embryonalentwicklung unter dem Inversmikroskop hinsichtlich Eientwicklung, Herzschlag, Schwanzablösung vom Dottersack und Somitenbildung bewertet. Ein Embryo gilt als tot, wenn er eines oder mehrere der folgenden Kriterien aufweist:
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Ei ist koaguliert,
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kein Herzschlag feststellbar,
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die Ablösung des Schwanzes vom Dotter nicht erfolgt ist,
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Somitenanlage wurde nicht gebildet (Kriterium nach zurückgezogener DIN 38 415-6, wird nur protokolliert).
Als Ergebnis wird diejenige Verdünnungsstufe G bestimmt, bei der mindestens 90% der Eier nach einer Expositionszeit von 48 h überleben (GEi).

Fisch-Embryo-Akut-Toxizität (FET)-Test
OECD 236, Verordnung (EG) Nr. 440/2008 C.49
Prinzip
Der Fisch-Embryo-Akut-Toxizität (FET)-Test mit dem Zebrafisch Danio rerio wurde entwickelt, um die akute Toxizität von Chemikalien auf die embryonalen Stadien von Fischen zu bestimmen.
Kurzbeschreibung
Der FET-Test nimmt eine Stellung zwischen dem akuten Fisch-Test nach OECD 203 und dem Fischei-Test (DIN EN ISO 15088) ein. Während der akute Fisch-Test nur die Wirkung auf adulte Fische erfasst und der Fischei-Test nur die Wirkung auf die Eientwicklung, kann im FET-Test die gesamte Ei- und Embryonalentwicklung bis nach dem Schlupf erfasst werden.
Für den FET-Test werden frisch befruchtete Zebrafisch Eier einer Verdünnungsreihe der zu untersuchenden Prüfsubstanz für einen Zeitraum von 96 Stunden ausgesetzt. Alle 24 Stunden werden vier Endpunkte als Indikatoren der Letalität beobachtet: (i) Koagulation von befruchteten Eiern, (ii) fehlende Somitenbildung, (iii) fehlende Schwanzablösung vom Dottersack und (iv) fehlender Herzschlag. Am Ende der Expositionszeit wird die akute Toxizität auf Grundlage der auffälligen Endpunkte ermittelt und der LC50 berechnet.

Fish Early Life Stage (FELS) Toxizitätstest
OECD 210, Verordnung (EG) Nr. 440/2008 C.47
Prinzip
Der Fish, Early Life Stage (FELS)-Test erfasst letale und subletale Effekte von Chemikalien auf frühe Lebensstadien von Fischen, insbesondere von Zebrabärblingen (Danio rerio).
Kurzbeschreibung
Der Test beginnt mit der Selektion und Exposition befruchteter Eier und endet zu dem Zeitpunkt, bei dem alle Kontroll-Fische das Jungfischstadium erreicht haben. Der FELS-Test erfasst somit chronische Effekte im Hinblick auf einen wichtigen Teil des Lebenszyklus von Danio rerio. Die Versuchszeit beträgt 30 Tage nach Schlupf der Fische aus ihrem Dottersack, d.h. insgesamt ca. 34-35 Tage. Als Ergebnis wird der LOEC (Lowest Observed Effect Concentration), also die niedrigste geprüfte Konzentration, bei der sich im Vergleich zu der Kontrolle eine signifikante Wirkung beobachten lässt sowie der NOEC (No Observed Effect Concentration), also die Prüfkonzentration unmittelbar unterhalb der LOEC angegeben.
Endpunkte
Der Fokus der Auswertung liegt insbesondere auf den Endpunkten Überlebensrate, Schlupfzeitpunkt, Missbildungen, Körperlänge und Gewicht. Weitere Auffälligkeiten wie abnormes Verhalten werden berichtet.

Fischtest (akute Toxizität)
OECD 203, Verordnung (EG) Nr. 440/2008 C.1, DIN EN ISO 7346-1, DIN EN ISO 7346, Ospar PARCOM Protokoll mit marinen Arten
A) Einzelsubstanztestung
Prinzip
Erfassung der akuten Toxizität einer Testsubstanz auf Fische nach 96 h.
Kurzbeschreibung
Die Testfische werden in einer Verdünnungsreihe der zu untersuchenden Prüfsubstanz für einen Zeitraum von 96 h ausgesetzt. Nach 24, 48 und 72 h werden die Mortalitäten erfasst. Als Ergebnis wird die sogenannte LC50 (letale Konzentration für 50% der Testfische) aus der Dosis-Wirkungsbeziehung errechnet. Zusätzlich werden aus den Versuchsdaten die LC0, die höchste Konzentration bei der alle Fische überleben, und die LC100, die niedrigste Konzentration bei der alle Fische sterben, angegeben.
Testsysteme
Nach OECD 203 bzw. EG 440/2008 C.1 können verschiedene Testfische eingesetzt werden: Brachydanio rerio (Zebrabärbling), Pimephales promalas (Elritze), Cyprinus carpio (Karpfen), Poecilia reticulata (Guppy), Lepomis macrochirus (Sonnenbarsch), Oncorhynchus mykiss bzw. Salmo gairdneri (Regenbogenforelle). Für bestimmte Substanzen, die in die marine Umwelt gelangen können (z.B. Ölfeldchemikalien) sieht sowohl OSPAR als auch die Europäische Union ein Risk Assessment auf Basis mariner Tests vor. Nach den "OSPAR PARCOM Protocols on Methods for the Testing of Chemicals used in the Offshore Oil Industry" werden als marine Testfische der Steinbutt (Scophthalmus maximus) oder der Edelsteinkärpfling (Cyprinodon variegatus) eingesetzt.
Testsubstanzeigenschaften
Je nach Substanzeigenschaft wird das Testverfahren angepasst: Statisches Verfahren mit einmaliger Zugabe der Prüfsubstanz für wasserlösliche Testsubstanzen bzw. semistatisches Verfahren mit Erneuerung der Testlösung nach 24, 48 und 72 h für schwer wasserlösliche Testsubstanzen.
Aus Tierschutzgründen ist die Anzahl der Testfische auf das Minimum zu beschränken. Nach der von Hutschinson vorgeschlagenen Prüfstrategie (OECD Guidance Nr. 126) wird zunächst ein Limit-Test mit der niedrigsten, im Algen- oder Daphnientest ermittelten, Effektkonzentration (EC50) durchgeführt. Nur wenn dabei toxische Effekte festzustellen sind, ist ein vollständiger Test zur Ermittlung des EC50 anzuschließen. Wenn keine Algen- oder Daphnientoxizitätsdaten vorliegen, kann zunächst ein "Limit-Test" bei 100 mg/L Testkonzentration durchgeführt werden.
B) Abwasseruntersuchung
Im Abwasserbereich wurde der Test auf Fischtoxizität (DIN 38412-31) im Zuge der Änderung der Abwasserverordnung vom 17. Juni 2004 durch den Fischeitest ersetzt. Lediglich in begründeten Ausnahmefällen bei spezifischen Fragestellungen kann hier noch der Fischtest mit Goldorfen (Leuciscus idus) durchgeführt werden.
